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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Rosenhagen, Hans: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0090

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-5=4^> AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

seinen Bildern mit Münchner Motiven, zu sinnfällig Miene des gutmütigen Gesichtes, die Hände und
in französisches Fahrwasser gerät, so bezeugt er doch selbst der Rauch, der aus der Pfeife steigt, scheint
eine gewisse Intelligenz darin, daß er sich auch an vor unseren Augen zu zerfließen. Manet zeigt in
Aufgaben macht, die von den Franzosen noch nicht diesem Werke, daß er genau so gut malen kann,
angerührt sind. Die Winterbilder aus dem Hoch- wie die besten alten Meister. Und nun vergleiche
gebirge sind zum Teil sehr gut und nicht ohne man mit diesem bewundernswerten Stück jene ent-
Eigenart. Gegen seinen Verführer zum Impressionis- zückende Verkörperung des »Frühlings', die Manet
mus freilich, den Amerikaner Th. E. Butler, wirkt in dem Freilichtporträt einer Pariser Schönheit 1881
Palmie recht zahm. Erinnert auch Butler in manchen schuf. Da denkt niemand mehr an einen alten
seiner Bilder, wie in Meister, sondern an das
den unter verschiedenen ^^^^^^^^^^^^ Leben, wie es leuchtend
Tageszeiten gemalten Ge- und verführerisch an uns
treideschobern oder in ^r^aK^^S vorübergeht. Die reizen-
manchen Darstellungen Üw^^Bk^E ^e Pariserin spaziert, ihr
des Newyorker Hafens aBk "/' hübsches Profil zeigend,
sehr stark an Monet, so «H^^ ■ D's zur Taille sichtbar
bekundet er doch nicht an einem blühenden
selten ein eigenes Tem- k \? :s Gesträuch vorüber. In
perament, als dessen i \'i ihrem hellen, geblümten
wertvollste Aeußerungen '\ ) lf,' £ Sommerkleide, einen mit
wohl seine >Place du P. ^ mauvefarbenen und weis-
Hävre« in Regenstim- sen Blumen geschmück-
mung und der > Hafen von ten Hut mit schwarzen
Treport« im Sonnenglanz Bindebändern auf dem
mit ihrer lebhaften Far- dunklen Haar, und einen
bigkeit gelten können. In koketten Sonnenschirm
Alph. van Beurden, in der behandschuhten
der Schilderungen aus Hand. Die dunklen Au-
dem Leben der Dorf- gen lächeln in die Ferne,
bewohner, aber auch | der volle, rote Mund
Straßen- und Tierbilder . lockt, und der Duft der
und ferner einen weib- Jugend liegt auf der wei-
lichen Akt bei künstlicher chen Wange. Welche
Beleuchtung ausstellt, B\ i Schönheit und welche
macht man die Bekannt- | Wahrheit des Kolorits!
schaff eines jener belgi- & Wie süßlich könnte das
sehen Maler, die alles sein und wie würzig und
können und einander in Hl 'B stark ist dieser liebliche
ihrer Geschicklichkeit so Zusammenklang hellster
ähnlich sehen, daß es I Farben! Niemals ist ein
fast unmöglich erscheint, bezaubernderer Hymnus
den einen von dem an- auf die Anmut der Pa-
deren zu unterscheiden. \' 3 EgL riserin in Farben ge-
Im Salon Paul Cassirer sungen worden. Kein
beginnt die Saison mit ■ Maler hat je etwas Aehn-
einem sensationellen Er- ■ C^tß, liches gemacht. An die
eignis, mit der Vorfüh- M. mp Seite dieses Meisterwer-
rung der Manelschen Bit- Jm kes gehören aus der
der aus der Sammlung ''^&M Sammlung Faure nur
des Sängers Faure. Es «*"\L^- ' noch die beiden Bilder
ist nicht nur der Vorzug aus dem Garten des
dieser Sammlung, einige Dichters Labiche, in des-
der schönsten Bilder des sen Landhaus in Rueil
großen Meisters zu ent- /■■^^^■B P jf A • >Ü Manet seinen letzten
halten, sondern ihn auch Sommer verbracht hat.
in allen Phasen seiner Von den vorhandenen
Entwicklung zu repräsen- Kostbarkeiten seien fer-
tieren. Man lernt durch nererwähntderaufVelas-
sie den 23jährigen Manet '-1- quez zurückgehende »Ab-
kennen, aber auch den charles samuel inspiration sinthtrinker« von 1859,
Künstler auf der Höhe der »Strand von Bou-
seiner letzten Werke. Es logne<, die wundervollen
ist einfach unmöglich, den reichen Inhalt der »Travailleurs de Mer< — drei Fischer im Vorder-
Sammlung in einem kurzen Bericht zu schildern. teil ihres Bootes auf See — das »Cafe-Concert«
Für das große Publikum bleibt »Le bon Bock« mit dem pensionierten Offizier im Vordergrund und
von 1873 jedenfalls das Hauptstück; das Bildnis der im Spiegel hinten sichtbaren Sängerin auf der
des Kupferstechers Belot, den man im schwarzen Bühne, das monumentale Bildnis von Rochefort
Rock und grauen Unterkleidern, eine Pelzmütze auf von 1881 und eine Anzahl von herrlichen Stilleben,
dem Kopf, behaglich seine Tonpfeife schmauchend, unter denen der Kuchen< mit der hineingesteckten
mit der Linken ein gefülltes Bierglas fassend, ganz Rose, mit den blauen Pflaumen, der grünen Traube
in Frontstellung neben einem Tischchen vor einem und den Pfirsichen auf einer Rokokokommode von
grauen Grunde sitzen sieht. Alles lebt an diesem 1870 und die unvergleichlich schönen -Pfirsiche-
prächtigen bärtigen Gesellen: die Augen, jede von 1880 wohl die kostbarsten sind. Auch ienige

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